Ehrenamt im Wandel – wer hilft den Helfenden?

Utl: Beteiligungsprozess zum Freiwilligengesetz deckt Förderpotenziale auf

Rund 300 Freiwillige und deren Organisationen haben auf Einladung des Sozialministeriums gemeinsam an Empfehlungen für ein effektives, zeitgemäßes Freiwilligengesetz gearbeitet. Im Sinne der Freiwilligen wird eine bundesweite Versicherung im Ehrenamt gefordert. Mit einer “Ehrenamtspauschale”, könnten Ausgaben für freiwilliges Engagement steuerlich abgesetzt werden. Für Freiwilligenorganisationen gibt es Bedarf an Strukturförderungen für die professionelle Organisation von Freiwilligeneinsätzen.

3,5 Millionen ÖsterreicherInnen engagieren sich freiwillig in Vereinen und der Nachbarschaftshilfe. Während sich der wirtschaftliche Wert mit 10,7 Milliarden Euro beziffern lässt, ist vor allem der soziale Wert unschätzbar groß. Egal ob im Rettungswesen, Sportvereinen oder Kulturinitiativen – Freiwillige ermöglichen gutes gesellschaftliches Miteinander. Gleichzeitig wird es für viele immer schwieriger, ihren ehrenamtlichen Einsatz mit dem Erwerbsleben in Einklang zu bringen. Im Rahmen eines öffentlichen Beteiligungsprozesses erhob die IGO – Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen die Verbesserungspotenziale aus Sicht der Freiwilligen und deren Organisationen.

Auch im Ehrenamt: Ohne Geld keine “Musik”

Freiwilliges Engagement braucht materielle Infrastruktur und professionelle Organisation. Dass das von staatlicher Seite oft übersehen wird, sorgte für Kritik im Partizipationsprozess. Freiwillige Helfer spenden nicht nur ihre Zeit, sondern müssen die Mittel für ihr Engagement oft aus der eigenen Tasche bezahlen. Keine Musikschule ohne Instrumente, kein Sportverein ohne Ausrüstung. Daraus entstand die Forderung nach einem steuerlichen Absetzbetrag und einer Gebührenbefreiung etwa für öffentliche Verkehrsmittel oder nach freiem Eintritt in öffentliche Museen.

Während Freiwillige oft Verantwortung für andere übernehmen, sind sie selbst im Rahmen ihrer Tätigkeit nicht immer ausreichend versichert. Eine bundesweite Unfall-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung für Freiwillige ist nach Meinung vieler Betroffenen überfällig. In Oberösterreich und Tirol gibt es schon vergleichbare Maßnahmen.

Nicht nur Projekte, auch Strukturen fördern

Freiwilligenorganisationen sorgen durch ihre Koordinationsarbeit für einen effizienten und effektiven Einsatz der Freiwilligen. Ohne Strukturförderungen sind diese Leistungen schwer bewältigbar. Gleichzeitig wurde die Zunahme bürokratischer Hürden und die mangelnde Kooperation zwischen Gemeinden, Ländern und Bund bemängelt. Viele Organisationen verbringen beträchtlichen Aufwand damit, passende Förderungen zu finden. Ein Förderkompass soll die Suche nach Geldern erleichtern und damit mehr Raum für gemeinnütziges Engagement schaffen. Eine Chance für wachsendes Engagement und Inklusion wird in der bewussten Ansprache und Förderung zusätzlicher Bevölkerungsgruppen gesehen, beispielsweise Geflüchteter, Migrant:innen und Menschen mit speziellen Beeinträchtigungen.

Beteiligungsprozess zum Freiwilligengesetz

Die Forderungen sind Ergebnis eines online Partizipationsprozesses. Die IGO – Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen hat im Auftrag des Sozialministeriums mit der Zivilgesellschaft Verbesserungspotentiale im Freiwilligengesetz herausgearbeitet. Von April bis Ende Juni registrierten sich knapp 300 Teilnehmer:innen auf der Beteiligungsplattform “freiwilligenpolitik.mitgestalten.jetzt”. Die Ergebnisse wurden dem Sozialministerium und den Freiwilligensprecher:innen von ÖVP, Grünen und SPÖ in einer öffentlichen Abschlusskonferenz präsentiert. Sie dienen dem Ministerium als Grundlage für die Neufassung des Gesetzes.

 

Weiterführende Links

IGO Bericht: Zivilgesellschaftliche Empfehlungen zur Novellierung des Freiwilligengesetzes
Anhang zum Bericht (gesammelte Handlungsempfehlungen und Kommentare)

IGO Presseaussendung: Zwischenfazit Projektbeteiligter

IGO Artikel: Beteiligungsprozess freiwilligenpolitik.mitgestalten.jetzt

WU Evaluierung Freiwilligengesetz (Diskussionsgrundlage im Beteiligungsprozess)

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