Fehlende Schutzausrüstung, hohe Kosten für Umstrukturierungen, Spendeneinbrüche, der Wegfall von Veranstaltungserlösen und wirtschaftlichen Erträgen sind große Herausforderungen für den gemeinnützigen Sektor. Das belegt eine diese Woche von der IGO durchgeführte Online- und Offline Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Krise. Die Antworten der teilnehmenden Organisationen lassen auf finanzielle Verluste von mehreren hundert Millionen Euro für den gesamten Nonprofit-Sektor schließen.

Rund 170 Geschäftsführer*innen oder Vorstände von gemeinnützigen Organisationen haben die 7 einfachen Fragen der IGO bisher online oder offline beantwortet. Obwohl die Antworten nicht repräsentativ für den ganzen Sektor mit mehreren 10.000 gemeinnützigen Vereinen, Stiftungen und Kapitalgesellschaften sein können, stellen die teilnehmenden Organisationen nach ihrer Größe, Anzahl der Beschäftigten und Finanzierung doch einen guten Querschnitt durch die verschiedenen Tätigkeitsbereiche dar.

Die meisten Antworten kamen aus den Bereichen Soziale Dienste, Katastrophenhilfe, Gesundheitswesen und Pflege:

Anmerkung: In der Grafik werden nur die Antworten auf die Online-Umfrage dargestellt.

29 Prozent der Antwortgeber*innen beschäftigen weniger als 10, weitere 46 Prozent weniger als 100 Menschen. 5 Prozent (7 Organisationen) beschäftigen mehr als 1000 Personen:

Anmerkung: In der Grafik werden nur die Antworten auf die Online-Umfrage dargestellt.

Etwa die Hälfte gibt an, dass Förder- oder Leistungsverträge ihre wichtigste Einkommensquelle sind, gefolgt von Spenden und Subventionen:

Anmerkung: In der Grafik werden nur die Antworten auf die Online-Umfrage dargestellt.

Gefragt nach den materiellen Auswirkungen der Coronakrise befürchten sechs Teilnehmer*innen an der Umfrage einen Schaden von 500.000 – 1.000.000 und fünf Personen einen Verlust von über 1 Mio.  Euro. Je ein gutes Fünftel rechnet mit 50 – 100.000 respektive 100 – 500.000 Euro weniger.

Anmerkung: In der Grafik werden nur die Antworten auf die Online-Umfrage dargestellt.

Was sind die Gründe für diese Verluste? Kleinere Organisationen mit bis zu 10 hauptamtlich Beschäftigten begründen die Verluste mit:

  • Rückläufigen Privatspenden
  • Rückläufigen Firmenspenden wegen der angespannten finanziellen Lage
  • Projektverschiebungen
  • höherer Nachfrage nach Leistungen ohne finanzielle Deckung
  • Mehrkosten durch Investitionen in Schutzmaßnahmen und Infrastruktur
  • Wegfall des Face2Face-Fundraisings
  • Wegfall von Veranstaltungserlösen

Große Organisationen mit mehr als 100 Beschäftigten sind meist im Gesundheits-, Pflege- oder Sozialbereich tätig und finanzieren sich v.a. aus Förder- und Leistungsverträgen. Sie begründen die drohenden Verluste v.a. mit

  • hohen Kosten für Schutzausrüstung
  • nicht verrechenbaren Zusatzleistungen
  • durch die Krise notwendig gewordenen Investitionen in die Infrastruktur und Digitalisierung.

Diese Organisationen erwarten Verluste iHv mehreren Millionen Euro.

Hochgerechnet auf den gesamten Sektor geht der Schaden in die Hunderte Millionen. Diese Annahme wird durch Univ. Prof. Michael Meyer von der Wirtschaftsuniversität Wien bestätigt, der die durch die Coronakrise verursachten Verluste für die gemeinnützigen Organisationen mit bis zu 770 Mio. Euro beziffert.

Wenig überraschend daher auch die Antwort auf die Frage, ob bereits mit Zahlungen von einigen 1000 Euro aus dem Härtefallfonds geholfen wäre, wie sie rund 100.000 Einpersonen- und Kleinstunternehmen bereits erhalten haben, oder ob der Hilfebedarf +/- weit darüber hinausgeht:

Anmerkung: In der Grafik werden nur die Antworten auf die Online-Umfrage dargestellt.

IGO Geschäftsführer Franz Neunteufl erklärt dazu: „Die Pandemie hat uns deutlich gezeigt, wie wichtig gemeinnützige Organisationen für den Schutz und Zusammenhalt unserer Gesellschaft sind. Wir können dankbar sein, einen so gut organisierten gemeinnützigen Sektor in Österreich zu haben. Tagtäglich werden Menschen unterstützt, diese Pandemie bestmöglich zu überstehen. Nun müssen die Verantwortlichen in der Politik sicherstellen, dass dieser Sektor durch die Corona-Krise keinen nachhaltigen Schaden nimmt, um auch weiterhin so gute und wichtige Arbeit leisten zu können.“

Die IGO fordert deshalb auch in ihrer heutigen Presseaussendung:

  1. Eine Garantie, dass Förder- und Leistungsvereinbarungen von der öffentlichen Hand zu 100 % erfüllt werden – auch wenn die Leistungen in Teilbereichen jetzt nicht in vollem Umfang erbracht werden können,
  2. Rasche Soforthilfe aus dem schon vor einem Monat vom Nationalrat beschlossenen Härtefallfonds und
  3. Weitere Mittel aus dem Corona Hilfsfonds, genauso wie für Profit-Unternehmen,

um das Überleben der Organisationen und die 250.000 Arbeitsplätze im NPO-Sektor zu sichern.

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